Was Sie rund um Autogas wissen sollten
Erdgas besteht überwiegend aus Methangas. Die weltweiten Reserven von Erdgas übersteigen die von Erdöl und somit auch die Reserven von Benzin- und Dieselkraftstoff.
Autogas oder Flüssiggas sind Mischungen aus Propangas und Butangas. Autogas wird auch als LPG bezeichnet, was für „Liquified Petroleum Gas“ steht. Flüssiggas fällt als Koppelprodukt in der Raffinerie oder direkt am Bohrloch als so genanntes nasses Begleitgas an.
Mischungen aus Propan- und Butangas können bereits bei niedrigen Druck verflüssigt werden. Diese Eigenschaft ist dafür verantwortlich, dass im Gegensatz zu Erdgas große Energiemengen auf kleinem Raum in Fahrzeug gespeichert werden können (Radmulden- oder Zylindertank). Ein Flüssiggasfahrzeug kann deshalb bei gleicher Tankgröße eine mehr als dreifache Reichweite im Vergleich zum Erdgasfahrzeug erreichen.
Erdgas ist Methangas und Flüssiggas ist eine Mischung aus Propan- und Butangas. Erdgas wird im Fahrzeug mit einem Druck von 200 bar gasförmig gespeichert. Flüssiggas wird in flüssiger Form im Fahrzeug gespeichert.
Flüssiggas ist vielen auch bekannt vom Camping (Campinggas ist auch Flüssiggas; auch im Feuerzeug ist Flüssiggas).
Da sich Autogas (auch Flüssiggas oder LPG genannt) bereits bei niedrigen Druck verflüssigt, lassen sich zum Vergleich zur Erdgasspeicherrung eine höhere Speicherdichte und somit auch ein größerer Aktionsradius erzielen.
Nein, das dürfen Sie nicht. Erdgas wird mit einen Druck von ca. 250 bar und höher gespeichert im Gegensatz zum Autogastank; dort beträgt der Druck nur ca. 8 bar. Der Autogastank würde dabei explodieren! Bitte versuchen Sie erst gar nicht, dies auszuprobieren.
Es ist auch nicht möglich, aus Versehen das falsche Gas zu tanken. Erd- bzw. Autogas haben verschiedene Tankadapter Anschlüsse. Das schließt es aus, dass Sie auch aus Versehen das falsche Gas tanken könnten.
Es kann jedes Fahrzeug mit Benzinmotor umgerüstet werden. Inzwischen ist es auch möglich, Direkteinspritzer auf Autogas umzurüsten. Es gibt verschiedene Varianten von Autogasanlagen für verschiedene Fahrzeugtypen. So unterscheiden wir in folgende Fahrzeugtypen:
Venturitechnik
Die Venturitechnik ist die älteste und eine preiswerteste Lösung. Bei dieser Anlage wird ein unterdruckgesteuertes Dosierventil in den Ansaugstutzen montiert und das Gas unter Druck gesteuert und dosiert. Durch die Verengung des Ansaugquerschnitts ist mit einem leichten Leistungsverlust und einem höheren Mehrverbrauch zu rechnen. Diese Anlagentechnik ist bis zur Abgasnorm EURO2 ohne Verlust der Steuerklasse geeignet.
Teilsequenzielle Anlagen
Teilsequenzielle Anlagen werden präzise elektronisch gesteuert durch ein Dosierventil, welches das Gas mittels eines sternförmigen Gasverteilers in die Ansaugstutzen der einzelnen Zylinder leitet. Eine Querschnittsverengung wie bei der Venturianlage und ein damit entstehender Leistungsverlust findet hier nicht statt. Diese Anlage verfügt häufig über ein eigenes programmierbares Kennfeld für den Gasbetrieb. Daher lassen sich auch ältere Fahrzeuge bis zur Schadstoffnorm Euro 3 mit diesem System ausstatten.
Vollsequenzielle Anlagen
Vollsequenzielle Anlagen verfügen über ein eigenen Einspritzinjector je Zylinder. Diese modernen Anlagen verfügen häufig nicht mehr über eigene Kennfeldgeber, sondern rechnen das im Bordcomputer abgelegte Einspritzkennfeld für Benzin auf äquivalente Gasmengen um. Daher ist die Umrüstung und Programmierung einfacher, erfordert jedoch einen mit der OBD2-Schnittstellennorm ausgestatteten PKW (ab Baujahr 1999 in jedem Fahrzeug). Die Abgasnorm EURO 4 wird problemlos erreicht bzw. unterboten (dies behaupten zumindest die Umrüster, das ist allerdings nicht immer der Fall). Auf jeden Fall ist eine Abgasbestätigung über die derzeit gültige (bzw. dem Fahrzeug entsprechende) Abgasnorm zu verlangen, da sonst eine Abnahme (TÜV) in Deutschland nicht (bzw. nur sehr schwer) zu erhalten ist. Ebenso ist eine Bescheinigung über den korrekten Einbau sowie die Dichtheitsprüfung gem. VDTÜV 750, etc. zu verlangen (dies ist auch bei den anderen Anlagentypen notwendig und oft bei im Ausland eingebauten Anlagen nicht vorhanden).
Ja es gibt Umrüstmöglichkeit auf den Diesel-Autogas-Betrieb beziehungsweise den Diesel-Erdgas-Betrieb. Dabei wird ein mageres Gas-Luftgemisch mit Hilfe des in den Brennraum eingespritzten Dieselkraftstoffs gezündet. Dieses Verfahren wurde bereits in im Jahr 1920 entwickelt. Diese Technik ist zur Nachrüstung für PKW ist allerdings nicht sinnvoll. Für Transporter und Wohnmobile werden auch Lösungen entwickelt.
Die Nachrüstung von dieselbetrieben Nutzfahrzeugen wird wirtschaftlich interessant, wenn die Preise von Diesel und Benzin nicht weit auseinanderliegen. Die Nachrüstung von neueren schadstoffarmen Dieselmotoren ist allerdings ökologisch sehr bedenklich, da die Emissionen von Kohlenwasserstoffen und Stickoxiden ansteigen.
Ja. Fahrzeuge mit Benzindirekteinspritzung wie VW FSI können auf den Betrieb mit Autogas nachgerüstet werden. Motoren mit Benzindirekteinspritzung sind Motoren mit innerer Gemischbildung. Das Benzin wird also direkt in den Brennraum eingebracht. Somit kann man im Brennraum ein inhomogenes Kraftstoff-Luft-Gemisch erzeugen und den Motor somit teilweise entdrosseln, was zu einer Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs führt.
Gasanlagen bringen das Gas in die Ansaugwege ein (äußere Gemischbildung). Mit der äußeren Gemischbildung werden immer homogene Kraftstoff-Luftgemische erzeugt. Die Umrüstung eines Motors mit Benzindirekteinspritzung ist somit technisch nicht sinnvoll. Die Nachrüstung von Benzindirekteinspritzmotoren ist immer mit hohen Verbrauchsnachteilen, schlechter Fahrbarkeit, schlechter Leerlaufqualität und hohen Abgasemissionen verbunden. Auch Schädigungen der Abgasreinigungsanlage können nicht ausgeschlossen werden.
Die Kosten für eine Autogasnachrüstung liegen ca. zwischen 1650 Euro und 3750 Euro. Die Kosten für eine Erdgasnachrüstung liegen höher, zwischen ca. 3500 Euro und 5000 Euro. Die Umrüstkosten sind abhängig von Motortyp (Zentraleinspritzung = Single Point Injection, Mehrpunkteinspritzung = Multi Point Injection, Direkteinspritzung = Direct Injection) und der Zylinderanzahl, vom Baujahr, und der Fahrzeugleistung. Außerdem ist relevant, wie groß die Tanks sind bzw. wie viele Tanks verbaut werden sollen und wo sie eingebaut werden sollen. Eine technisch sinnvolle Autogasnachrüstung für Fahrzeuge mit einer Mehrpunkteinspritzung ab 2001 kann nicht unter 2200 Euro angeboten werden. Billigumrüstungen für Neufahrzeuge sind qualitativ stark minderwertig, da eine veraltete Technik eingesetzt wird, z.B.Venturitechnik oder MPI-Anlagen.
Die Wirtschaftlichkeit einer Gasnachrüstung ergibt sich im wesentlichen aus den Nachrüstkosten, der Jahreslaufleistung und dem Kraftstoffverbrauch mit den damit verbundenen Treibstoffkosten. Der Preis für einen Liter Autogas liegt in Deutschland zwischen 0,69 Euro pro Liter und 0,76 Euro pro Liter. Der durchschnittliche Preis liegt bei 0,73 Euro pro Liter. Aus dem geringeren volumetrischen Energieinhalt ergibt sich im Autogasbetrieb ein Mehrverbrauch von 10 bis 30 Prozent. Manche Fahrer berichten auch von weniger Mehrverbrauch.
Jahreslaufleistung (km) | Benzinverbrauch (l/100 km) | Gasverbrauch (l/100 km) | Benzinpreis (€/Liter) | Gaspreis (€/Liter) |
---|---|---|---|---|
20.000 | 9,5 | 11,4 | 1,47 | 0,72 |
Es ist auffällig, dass in Deutschland (im Gegensatz zum europäischen Ausland) die Preisspanne für Autogas sehr groß ist. Die Ursachen hierfür sind in der Infrastruktur und in der Verteilerstruktur zu suchen. Es gibt einerseits Tankstellen in privater Hand bei Umrüstbetrieben, die Autogas zum Selbstkostenpreis anbieten, um Umrüstungen attraktiver zu machen. Andererseits gibt es Tankstellen, die gezielt auf den Durchreiseverkehr abzielen und Autogas zu weit überhöhten Preisen anbieten. Ein fairer Preis, der die zuverlässige Versorgung zu einem stabilen Preis über das gesamte Jahr gewährleisten kann, liegt in Deutschland bei ca. 0,55 Euro. Damit liegt der Preis übrigens auf dem Niveau von Italien oder Frankreich.
Ja. Umrüstungen auf Gas sind in aller Regel ‚bivalent‘. Das bedeutet, der Benzintank und die Reichweite im Benzinbetrieb bleiben unverändert. Die Gasanlage wird zusätzlich eingebaut. Mit Hilfe eines Kraftstoffwahlschalters in der Armaturentafel kann jederzeit von einem Kraftstoff auf den andern umgeschaltet werden. Sollte Ihnen einmal ausnahmsweise keine Autogastankstelle zur Verfügung stehen, können Sie Ihre Fahrt jederzeit im Benzinbetrieb fortsetzen.
Autogas wird in speziellen Tanks im Fahrzeug gespeichert. Diese werden entweder in der Reserveradmulde untergebracht (das Ersatzrad entfällt hierbei) oder in zylindrischen Behältern, die idealerweise hinter der Rücksitzbank im Kofferraum montiert werden.
In Ausnahmefällen sind auch Sonderlösungen (z.B. integriert im Fahrzeugboden) möglich.
Erdgas wird in speziellen zylindrischen Druckgasbehältern im Fahrzeug gespeichert. Diese werden in der Regel im Kofferraum untergebracht.
In Ausnahmefällen sind auch Sonderlösungen (z.B. mehrere kleine Druckgasbehälter unter dem Fahrzeugboden) möglich.
Ja, gasbetriebene Fahrzeuge sind sogar eher sicherer als Fahrzeuge mit herkömmliche Flüssigkraftstoffe wie Diesel oder Benzin. Die Druckbehälter zur Speicherung von Erdgas halten auch extremsten Belastungen stand und sind mit zusätzlichen Sicherheitseinrichtungen versehen, die z.B. im Brandfalle ein kontrolliertes Entleeren der Tanks gewährleisten.
Auch die Tanks zur Speicherung von Autogas sind sehr viel stabiler als diejenigen zur Speicherung von herkömmlichen Treibstoffen und sind zudem mit Sicherheitseinrichtungen wie Überdruckventil und 80-Prozent-Füllstopp versehen.
Das Entnahmeventil am Autogastank wird automatisch geschlossen, wenn der Motor steht, oder auch, wenn das Fahrzeug im Benzinbetrieb bewegt wird.
Der Autogastank benötigt immer ein Gaspolster, um die Ausdehnung des flüssigen Autogases bei Temperaturschwankungen zu ermöglichen. Deshalb wird der Betankungsvorgang automatisch gestoppt, sobald der Tank die maximale Füllhöhe erreicht hat. Manipulationen an der Füllstandsregelung sind gefährlich und können zu ungewolltem Gasaustritt führen.
Ja. Das Verbot des Abstellens von Autogasfahrzeugen in Tiefgaragen wurde bereits im Jahre 1988 mit der Mustergaragenverordnung aufgehoben und in fast allen Bundesländern in Landesrecht umgesetzt. Einschränkungen gibt es lediglich in Berlin, Bremen und Saarland.
Die Motorleistung im Autogasbetrieb verringert sich nur unwesentlich. In der Regel kann kein Unterschied festgestellt werden. Die Leistungseinbußen liegen bei einer modernen Gasanlage in der Größenordnung von 1 bis 3 Prozent.
Im Erdgasbetrieb hingegen müssen mit Leistungseinbußen zwischen 10 und 20 Prozent gerechnet werden. Dies liegt hauptsächlich begründet im geringeren Gemischheizwert des Kraftstoffes Erdgas. Davon sind natürlich so genannte optimierte Erdgasmotoren in ähnlichem Maße betroffen.
Die Gaskraftstoffe bieten ein erhebliches Potential zur Reduzierung der Luftschadstoffe und der Treibhausgase. Nach einer neutralen Studie des schweizerischen Umweltamtes BUVAL wird den Gaskraftstoffen (Erdgas und Autogas) ein sehr gutes Ökoprofil bescheinigt.
Natürlich kann das gesamte Potential bei der Nachrüstung nicht immer ausgeschöpft werden. Moderne Gasanlagen sind aber durchaus in der Lage, die EURO4-Grenzwerte deutlich zu unterschreiten bei gleichzeitiger Reduktion der Triebhausgase.
Moderne Gasanlagen arbeiten wie moderne Benzineinspritzsysteme. Das Gas wird zylinderindividuell dosiert mittels Einblaseventilen (sequentielle Gaseinblasung oder Einspritzung). Anlagen mit zentraler Gasdosierung (Venturisysteme) sind nicht geeignet zur Umrüstung von modernen Benzinmotoren.
Grundsätzlich muss mit einem volumetrischen Mehrverbrauch von 15 bis 30 Prozent gerechnet werden. Dies hängt damit zusammen dass der Energieinhalt von Autogas bezogen auf das Volumen ca. 25 Prozent unter dem von Benzin liegt. Der Mehrverbrauch ist also kein Energiemehrverbrauch. Ganz im Gegenteil: Messungen zeigen, dass der spezifische Energieverbrauch bei einem Autogasfahrzeug sogar etwas unter dem eines Benzinfahrzeugs liegen kann. Dies setzt natürlich den Einsatz einer modernen und gut funktionierenden Autogasanlage voraus.
Mit zunehmendem Butananteil im Autogas (man redet dabei auch von Gemischen) sinkt der volumetrische Mehrverbrauch etwas. Dies ist darauf zurückzuführen, dass der Energieinhalt von Butan im Vergleich zum Propan etwas höher ist. Bei gleichem Preis an der Tankstelle bekommen Sie also mehr Energie fürs Geld, wenn Sie Gemisch tanken können.
Die sinnvolle Grenze für Butanbeimischung liegt bei ca. 50 Prozent. Der höheren Energiedichte von Butan steht geringere Klopffestigkeit und geringerer Dampfdruck bei tieferen Temperaturen entgegen.
Erdgas wird an der Tankstelle in Kilogramm abgegeben. Ein Kilogramm Erdgas entspricht vom Energieinhalt ca. 1,4 Liter Benzin.
Nein, hier ist in jedem Fall der Fachmann gefragt.
Eine ganze Menge. Die heutigen Gasanlagen unterschreiten deutlich die Grenzwerte EURO4. Neutrale Studien bestätigen die Reduzierung von Luftschadstoffen und Treibhausgasen.
Ein mit Diesel oder Benzin betriebenes Auto birgt nicht die Sicherheit eines Gasfahrzeuges. Das rührt daher, dass sich der Tank im Haveriefall durch die sehr hohe Belastbarkeit der Druckbehälter (gewährleistet durch Sicherheitsvorkehrungen) stetig, aber kontrolliert entleert. Das Sicherheitsventil am Tank ist im Benzinbetrieb, als auch bei stehendem Motor geschlossen. Das Multiventil sorgt für rechtzeitiges Füllende und bietet somit Schutz vor Überfüllung.
Monovalente Fahrzeuge, die ausschließlich mit Flüssiggas oder Erdgas fahren. Diese Fahrzeuge haben einen Maximal Benzintank Inhalt von 15 Litern.
Bivalente Fahrzeuge verfügen neben dem Gastank weiterhin über den ursprünglichen Benzintank und können somit beide Kraftstoffarten nutzen.
Für die, die es gerne wissenschaftlich haben, hier die chemische Antwort: Flüssiggas ist ein Gemisch der Kohlenwasserstoffe Propan und Butan. Im Normalzustand ist Flüssiggas gasförmig. Flüssiggas hat die Eigenschaft, sich bereits bei geringen Temperaturen (Raumtemperatur) und unter relativ geringem Überdruck zu verflüssigen. Unter diesen Bedingungen wird es zu „Flüssiggas“ und verringert dabei sein Volumen um das 260-fache. Große Energiemengen können so in relativ kleinen Behältern gelagert und transportiert werden. (Quelle: http://www.westfa.de)